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Allgemeines zur BA-Thesis an der TH Nürnberg
Die Bachelorthesis an der TH Nürnberg zeichnet sich durch einen Gebäudeentwurf mit integrierter konstruktiven Ausarbeitung aus. Der Detailgrad ist mit der Werkplanung vergleichbar – nebst Grundrissen und Schnitten in M1:50 werden architektonisch relevante Details in 1:20 und größer ausgearbeitet.
Nicht trotz, sondern eben wegen des erforderlichen hohen Grads der Ausarbeitung wird Wert auf den architektonischen Entwurf gelegt. Die Arbeiten zeichnen sich daher idealerweise durch einen konzeptuell und gestalterisch hohen Anspruch und eine konsequente und angemessene baukonstruktive Umsetzung aus.
Die BA-Abschlußarbeiten der Fakultät sind wegen dieser Herausforderungen “gefürchtet” (behaupten Manche), aber sie zeigen jedenfalls, welches architektonisch-konstruktive Verständnis Studierende nach dem 3. Studienjahr besitzen, bevor sie dann sinnvollerweise weiter im MA-Studium und dem vertieften architektonischen Entwerfen studieren.
Dargestelltes Projekt findet sich auf dieser Webseite des Lehrgebiets GED/D Gestalten Entwerfen Darstellen wieder, weil es sich um einen für den Studienstand im o.a. Rahmen guten Entwurf handelt und obendrein ein gutes Beispiel für die Darstellung technisch-konstruktiver Inhalte innerhalb des BA bietet.
Betreut wurde das dargestellte Projekt von
Prof. Ingrid Burgstaller, Prof. Niels Jonkhans und Prof. Josef Reindl, der auch die Entwurfsaufgabe “Kletterhalle und ‘Freak-Hotel’ in Nürnberg” gestellt hat.
KLETTER- UND BOULDERZENTRUM IN DER TULLNAU
KLETTERHALLE UND FREAKHOTEL
Bachelor-Thesis WS 2013/14
Simone Göttler, BA
Beschreibung: Im Tullnaupark in Nürnberg soll aufgrund hoher Nachfrage ein Kletter- und Boulderzentrum mit Freakhotel entstehen. Im Wesentlichen wird der Baukörper unter Rücksichtnahme auf die Umgebung als Endpunkt des bestehenden Gebietes aus Solitären platziert. Nahe gelegene Grünräume wie der Wöhrder See bzw. der Wöhrder Wiese und der Tullnauer Weiher werden in die Planung miteinbezogen. Der in naher Zukunft entstehende Bahnpark wird nach Norden über das Grundstück und den Tullnauer Weiher bis hin zum Wöhrder See gezogen. Somit ergibt sich eine „Grüne Achse“, in die das Gebäude eingebettet wird.
Der Baukörper orientiert sich an verschiedenen Gebäudeachsen um die wichtigsten Raumkanten aufzunehmen. Ein Knick entsteht in der Gebäudemitte, um sich einerseits an der Grundstücksfläche zu orientieren und andererseits, um den Park zu erweitern. Somit trennt das in Nord-Süd-Richtung verlaufende Gebäude das Grundstück. Östlich befindet sich der Park mit Bouldermöglichkeiten. Im Westen hingegen erfolgt das Outdoorklettern an den Außenwänden. Zudem werden Sitztribünen für Kletterwettkämpfe geschaffen, die sich in die Topographie einbetten.
Entwurflich teilt sich das Gebäude in zwei Bereiche. Es gibt die Kletterwand und die Funktionen. Die Kletterwand schmiegt sich an die Form des Gebäudes. Dadurch entsteht ein Lichtband, das sich von der Fassade, über das Dach zieht und wieder in die Fassade übergeht. Dieser Bügel bildet die optische Fuge und dient gleichzeitig der inneren Belichtung der Kletterhallen. Erschlossen wird das Gebäude über die Stichstraße von Westen kommend. Die Gebäudemitte bildet das Zentrum. Im nördlichen Gebäudeteil befinden sich eine kleine Kletterwand mit Shop und Verleih, Fitness und Bistro bzw. die Bar. Der südliche Teil beherbergt das Hotel und die große Kletterhalle mit Bouldern im Untergeschoss. Des Weiteren findet das Klettern auf unterschiedlichen Ebenen statt, wodurch verschiedene Raumwahrnehmungen entstehen. Da sich das Klettern durch die gesamte Länge des Gebäudes zieht und somit der eigentliche Blickfang ist, orientiert sich alles andere darauf. Es wurden Galerien geschaffen, die im Hotelbereich die Zimmer über eine „Himmelsleiter“ erschließen und offene Loungebereiche ermöglichen. Das gleiche Prinzip wurde im öffentlicheren nördlichen Gebäudeteil angewendet. Dort ist das Bistro bzw. das Fitness zum einen zum Klettern, als auch nach draußen zum Grün des Parks ausgerichtet. Das lässt den offenen Austausch unter den Hotelgästen zu und es gewährleistet immer einen Blick in Richtung Kletterwand. Die zentrale Bistroebene trennt den offenen Kletterbereich, da sie quer im Gebäude liegt. Die Grundidee entstand aus der Übertragung eines Felsens auf die Kletterhalle. Somit wurden Aspekte wie die Variation in Höhe, Länge, Breite (Bergcharakter) und die Deformation einfacher Kuben hergenommen, damit Dachlandschaften und Grundrissaufweitungen bzw. Grundrissverengungen entstanden und ein reizvolles Spiel damit entstand. Der Baukörper weitet sich von Norden nach Süden hin auf und es entsteht eine Höhenstaffelung mit dem Höchstpunkt im Süden.
Konstruktion
Konstruktiv wurde der Entwurf in einer Mischbauweise aus Stahlskelett- und Stahlbetonskelettbauweise ausgeführt. Dies betrifft den östlichen Teil des Gebäudes, der Hotel, Fitness und Bistro beinhaltet. Die westliche Seite, die dem Klettern vorbehalten ist, wird in Stahl ausgeführt. Das Dach bildet ein Rost aus Kastenprofilen aus Stahl, die aus einzelnen Blechen zusammengeschweißt werden. Somit werden die Profile je nach Lage entsprechend angepasst und die Knickpunkte im Dach können leichter ausgeführt werden. Der Rost lagert zum einen auf Konsolen des Stahlbetonskelettbaus auf und wird zum anderen von Stützen aus Stahlkastenprofilen getragen. Diese gehen eine biegesteife Verbindung ein und stehen auf Punktfundamenten. Die Fassade soll das Thema des Kletterns mit aufnehmen. Der Körper ist auf der westlichen Seite komplett dem Klettern gewidmet. Die Stützen aus Stahlkastenprofilen werden auf der Außenseite mit einem Iso-Panel gedämmt. Zwischen den Stützen befinden sich geschossweise IPE Träger. Zudem werden an mehreren Stellen Stahlseile angebracht, die der Aussteifung dienen sollen. Sowohl außen, als auch innen wird eine Unterkonstruktion aus Stahlrundrohrprofilen befestigt, die selbst ein Raumfachwerk bilden und an denen die Furnierschichtholzplatten befestigt werden. Diese werden dann zu Schutz mit Kunststoff beschichtet. Darauf werden direkt die Griffe montiert. Die Nord-, Ost- und Südseite werden verglast. Eine Glasfuge entsteht, da die restliche Fassade als Doppelfassade mit ausgeführt wird. Das Dach wird in Stehfalzdeckung ausgeführt. Das Lichtband verfügt über Öffnungen, die auch dem Rauchabzug dienen. Die Decken werden im Kletterbereich und in den offenen Geschossen abgehängt und mit Streckmetall verkleidet. In den Hotelzimmern werden die Decken mit MDF-Platten in Eichenoptik abgehängt. Hier befinden sich die Lüftung und die künstliche Belichtung. Als Heiz- und Kühlsystem für das komplette Gebäude kommt ein Wärmepumpe mit Erdsonden zum Einsatz. Die Beheizung des Gebäudes im Winter und in der Übergangszeit erfolgt passiv über eine Fußbodenheizung. Diese kann wiederum im Sommer zur großflächigen Kühlung verwendet werden. Zur Gewährleistung der Luftqualität in allen Bereichen des Gebäudes und zur Temperierung der Kletterhalle wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. (Simone Göttler)
Planauszüge (Detail)
Tools:
Rhinoceros für 3D-Modell und Entwicklung
ArchiCAD für 2D-Pläne und Details sowie Planlayout
Modellfotos kommen zu späterem Zeitpunkt